Jeweils 26 Knochen, knapp 30 Gelenke, rund 60 Muskeln, über 200 Sehnen sowie unzählige feinste Nervenfasern tragen uns durchs Leben. Im Laufe der Jahre lasten Hunderte von Tonnen auf ihnen, dabei umrunden sie durchschittlich viermal die Erde – unsere Füße sind wahre Wunderwerke der Natur.
Dabei führen sie nicht selten ein echtes Schattendasein: eingequetscht in zu enges Schuhwerk, gequält von zu hohen Absätzen, erhitzt in luftundurchlässigen Materialien. Es ist nicht immer leicht, als Fuß durchs Leben zu gehen.
Bei allem spielt es keine Rolle, ob es sich um einen Ägyptischen (zweite Zehe kürzer als Großzehe), Griechischen (zweite Zehe länger als Großzehe) oder Römischen (beide gleich lang) Fuß handelt – wichtig ist, dass man sich liebevoll um ihn kümmert. Denn: Ohne Füße läuft nun mal nichts.
Zum Glück kann man viel dafür tun, dass die Füße fit und gesund bleiben. Beispielsweise sollte man sooft wie möglich barfuß laufen, um die Muskulatur zu kräftigen und die Beweglichkeit zu erhöhen. Wer viel sitzt, kann zwischendrin die Zehen abwechselnd kräftig spreizen und dann wieder fest zusammenziehen. Oder die Fußsohle über einen Igelball rollen, das stimuliert die Nerven und verbessert die Durchblutung. Wichtig ist auch, die Motorik und Koodination der Zehen zu trainieren, denn in normalen Schuhen ergeht es den Füßen wie den Händen in Fäustlingen: Fein austaxierte Bewegungen sind einfach nicht möglich. Eine gute Übung ist, mit den Zehen ein Tuch vom Boden aufzuheben oder Papier zu zerreißen. Wer das regelmäßig macht, kann sich die Beweglichkeit der Füße bis ins hohe Alter erhalten.
Doch die wenigsten von uns können den ganzen Tag barfuß durch die Gegend marschieren oder Fußgymnastik machen – einen Großteil der Zeit verbringen die Füße nun mal in Schuhen. Umso wichtiger, dass die dann richtig passen. Was allerdings nur selten der Fall ist: eine Fuß-Messaktion ergab erst vor kurzem, dass zwei Drittel aller Bundesbürger zu große Schuhe tragen – ein folgenschwerer Mißstand: denn der Fuß verrutscht mit jedem Schritt, die Zehen krallen sich – um Halt bemüht – fest, wodurch die gesamte Fußmuskulatur verkrampft. Ursache für die falsche Wahl ist häufig, dass man zu enge Schuhe gerne eine Nummer größer kauft. Umgekehrt werden zu weite Schuhe dann kleiner genommen, was wiederum zu Zehenfehlstellungen führen kann. Die wenigsten Modelle werden jedoch in verschiedenen Weiten angeboten, so dass die Füße nur selten perfekt eingebettet sind.
Ziemlich elegant, doch ebenfalls nicht besonders gesund sind hohe Absätze, die durch die Verlagerung des Körpergewichts zu Wirbelsäulenbeschwerden führen können. Auch die Achillessehnen leiden unter Stilettos und können sich verkürzen. Deshalb macht es Sinn, öfter die Schuhe zu wechseln, so dass die Belastung nicht zu einseitig wird.
Am besten kauft man Schuhe übrigens nachmittags oder abends – dann sind die Füße leicht angeschwollen und man läuft nicht Gefahr, eine Nummer zu klein zu nehmen. Es lohnt sich auch, von Zeit zu Zeit Länge und Weite messen zu lassen, da sich der Fuß im Laufe des Lebens um ein bis zwei Nummern vergrößern kann – u.a. bedingt durch Übergewicht, Schwangerschaften oder Bindegewebsschwäche.
Doch auch wer all die guten Ratschläge beherzigt, bleibt nicht immer von Fußproblemen verschont. Hier die häufigsten Beschwerden und ein paar wertvolle Tipps, die Abhilfe schaffen können:
Knick-Spreiz-Senkfüße
Gleich drei Fehlstellungen, die häufig zusammenhängen – senkt sich nämlich das Längsgewölbe, knickt in der Folge oft auch die Ferse etwas zur Seite. Langfristig kann es davon zu Schäden an Sprunggelenk, Bändern und Sehnen kommen. Der Spreizfuß entsteht durch eine Verbreiterung des Vorfußes. Normalerweise werden zur Regulierung dann spezielle angefertigte orthopädische Einlagen empfohlen. Allerdings gibt es auch Experten, die der Auffassung sind, dass solche Einlagen die Füße nur weiter schwächen und man den Fehlstellungen lieber mit Stärkung der Muskulatur durch Physiotherapie, Gymnastik und Barfußlaufen entgegentreten sollte.
Hallux valgus
Vor allem Frauen sind vom so genannten Ballen betroffen – hochhackige und spitze Schuhe belasten verstärkt den Vorderfuß und zwängen die Zehen zugleich in die Hallux-Position. Erschwerend liegt meistens seit Jahren ein Spreizfuß vor – das heißt, der Vorderfuß ist verbreitert und in der Folge schiebt sich der Großzeh zu den mittleren Zehen. Zu allem Überfluss reagiert der Fuß dann auch noch mit Hornhautbildung, Schwielen und sogar Entzündungen. Mit gutem Schuhwerk, regelmäßigem Barfußgehen und Übungen für die Fußmuskulatur kann man dem Hallux anfangs noch entgegensteuern. Auch spezielle Bandagen, Einlagen und Schienen können Erleichterung bringen. Bei extremer Verformung hilft oft nur noch eine Operation, um die schmerzhafte Fehlstellung zu korrigieren.
Fersensporn
Jeder fünfte bis zehnte Erwachsene leidet im Laufes seines Lebens unter einem Fersensporn. Vor allem im mittleren Alter bildet sich der dornenförmige, knöcherne Fortsatz an der unteren oder manchmal auch oberen Seite des Fersenbeins. Dabei kommt es zu stechenden Schmerzen, wenn man auftritt. Ursache hierfür ist meistens eine übermäßige oder falsche Belastung des Fußes. Als Reaktion lagert der Körper Kalk an den betroffenen Stellen an, um die herum sich das Gewebe entzünden kann. Mit Hilfe von gepolsterten Fersenkissen kann der Druck auf die Fußsohle erst einmal verringert werden – gleiches gilt für individuelle angepasste Schuheinlagen. Auch der Abbau von starkem Übergewicht bringt Entlastung für die Füße. Schulmedizinisch behandelt man mit u.a. Schmerzmitteln oder Stoßwellentherapie. Unterstützend können spezielle Massage- und Dehnungstechniken die Fußsohlen kräftigen. Doch auch mit homöopathischen Mitteln wie Hecla Lava oder Calcium Fluoricum kann man gute Erfolge erzielen.
Hühneraugen
Verursacht werden sie entweder durch zu enges Schuhwerk oder Fehlstellungen. Dabei treten diese Verhornungen häufig zwischen dem vierten und fünften Zeh auf oder an der Oberseite des zweiten Zehs. Mitunter sind jedoch auch die Fußsohle oder der Ballen betroffen, beispielsweise wenn ein Spreiz-, Knick- oder Senkfuß vorliegt. Erste Hilfsmaßnahme ist natürlich die Ursache zu beseitigen, das heißt zu enge Schuhe entsorgen, bei Fehlstellungen möglicherweise Einlagen tragen. Auch ein wattiertes Pflaster auf der Druckstelle kann die Schmerzen lindern. Ansonsten lässt sich die verdickte Hornhaut mit warmem Wasser oder speziellen Pflastern aufweichen und anschließend vorsichtig mit einem Bimsstein oder einer speziellen Feile entfernen. Diesen Vorgang möglichst über längere Zeit immer wiederholen und hinterher jedes Mal die Füße sorgfältig eincremen. Oft helfen auch Kompressen aus Efeu- oder Weidenrinden-Tinktur, die man über Nacht auflegt. Bei besonders hartnäckigen Hühneraugen lieber zu einer professionellen Fußpflege gehen – niemals selber zum Skapell greifen, die Gefahr einer Verletzung mit anschließender Infektion wäre viel zu hoch.
Haut- und Nagelprobleme
Fast jeder Mensch leidet mehr oder weniger unter Hornhaut und Schwielen an den Füßen – im Prinzip ist beides eine Schutz- und Abwehrreaktion der Haut gegen zu starke Belastung. Problematisch wird es jedoch, wenn es durch neue Schuhe oder ungewohnt lange Wanderungen zu Blasenbildung kommt. Hilfreich können dann spezielle Pflaster an den kritischen Stellen sein oder – falls die Blasen offen sind – eine Wundsalbe zur schnellen Abheilung. Unterstützend helfen von innen homöopathische Mittel wie Cantharis oder Causticum. Extrem schmerzhaft sind Nagelbettentzündungen: Fußbäder mit Kamille oder Ringelblume bringen Erleichterung, eine Salbe aus Honig und Meerrettich lindet die Entzündung, Thymiantinktur fördert die Durchblutung und wirkt antiseptisch. Auch hier können Homöopathika (z.B. Silicea oder Myristica sebifera) die Heilung von innen unterstützen und die Eiterung herausbefördern.
Darüber hinaus können Füße auch von Pilzinfektionen oder Warzen befallen sein. Hierbei handelt es sich meistens um Erreger, die man sich in öffentlichen Dusch- oder Schwimmbädern eingefangen hat. Deshalb sollte man konsequent Badeschuhe tragen, die Füße hinterher gründlich waschen und trocknen – vor allem feuchte Zehenzwischenräume bieten ein echtes Wohlfühlklima für Bakterien, Pilze und sonstige Erreger. Hilfreich sind zudem Schuhe und Strümpfe aus natürlichen, atmungsaktiven Materialien. Hat es einen doch erwischt, kann man sich Salben oder Tinkturen verschreiben lassen, Warzen werden teilweise vom Arzt vereist oder chirurgisch entfernt, lassen sich jedoch ebenfalls naturheilkundlich, beispielsweise mit Thuja oder Schöllkraut, behandeln. Achtung: Häufiger Erregerbefall kann immer auch ein Hinweis auf ein geschwächtes Immunsystem sein.
Schwitzende Füße
Vor allem im Sommer sind „Käse- oder Stinkefüße“ eine echte Belastung. Deshalb empfiehlt es sich, möglichst viel offene Schuhe zu tragen, damit die Füße „atmen“ können. Auch Schuhe aus Naturmaterialien wie Stoff oder Leder verursachen weniger Geruch als „Plastiktreter“. Vermeiden sollte man Socken mit Synthetikfasern, da sie – anders als Naturfasern – keinen Schweiß aufnehmen können. Dünne Einlegesohlen aus Leder sind ebenfalls atmungsaktiv und können übermäßigen Schweiß aufsaugen. Ein Fußbad mit Salbei, Eichen- oder Weidenrinde, aber auch Essig wirkt schweißhemmend und astringierend – wichtig: hinterher immer die Füße sorgältig abtrocknen! Vorsicht ist geboten bei desodorierenden Fußsprays – diese enthalten häufig Aluminium, das in hohen Dosen nervenschädigend wirken kann.
Naturheilkunder betrachten die Füße ohnehin als Ersatznieren – aus ihrer Sicht kann viel Schwitzen immer auch eine Entgiftungsreaktion des Körper sein kann. Liegen also andere krankmachende Ursachen vor, kann sich nach deren Beseitigung das „Schweißproblem“ von selbst erledigen.
Auch wenn keine offensichtliche Erkrankung oder Fehlstellung vorliegt, leiden viele Menschen unter brennenden, geschwollenen und schmerzhaften Füßen: Häufig handelt es sich um ein typisches Symptom für eine ganzheitliche Übersäuerung. Basische Fußbäder und eine Ernährungsumstellung verschaffen dann rasche Linderung. Ohnehin sind die Füße gewissenermaßen ein Spiegelbild des Körpers: so werden allen Organen bestimmte Bereiche auf der Fußsohle zugeordnet – den so genannten Reflexzonen. Durch gezielte Druckmassage lassen sich nicht nur organische Störungen entdecken, sondern auch Reize an die jeweiligen Körperstellen senden und somit die Selbstheilungskräfte aktivieren. Ist also eine Reflexzone auffällig, kann das immer auch ein Anzeichen dafür sein, dass mit dem dazugehörigen Organ etwas nicht in Ordnung ist. Noch ein Grund also, den Füßen künftig etwas mehr an Aufmerksamkeit und Zuwendung zu schenken.
Zuguterletzt noch ein wichtiger Hinweis für Menschen, die an Diabetes oder Durchblutungsstörungen leiden: Eine professionelle Fußpflege und regelmäßige Kontrolle der Füße sollten bei ihnen unbedingt an der Tagesordnung stehen. Denn jede kleinste Verletzung – vor allem wenn sie unbemerkt bleibt – kann für sie schwerwiegende Folgen haben.
Syke Brandt arbeitet seit über 30 Jahren als Journalistin und Autorin, vor allem im Gesundheitsbereich. 2006 verlegte sie ihren Schwerpunkt auf die Naturheilkunde mit der Ausbildung zur Heilpraktikerin und Klassischen Homöopathin, seit 2011 betreibt sie eine eigene Praxis.